Skalierung von Innovation: Wächst was bei eleven?
Ute Volz, Skalierung,
Eleven lernt jeden Tag dazu. Die unter dem Dach von Eleven angesiedelten Organisationen tauschen sich regelmäßig beim „Insulanertreffen“ aus. Thema im Februar: „Wachstum“.

Wachstum und Skalierung sind zentrale Ziele für alle Organisationen bei Eleven. Allerdings nur, solange die Qualität und Wirksamkeit der angebotenen Leistungen nicht darunter leidet. Das hob Ulrike Garanin, Joblinge e.V., beim Insulanertreffen im Februar hervor.

In den zwei Jahren seit Gründung von Eleven sind von sieben betreuten Organisationen sechs gewachsen. Dies betrifft die regionale Ausweitung der Programme über Gründung neuer Standorte und Filialen. Die Gesamtzahl der Standorte aller Organisationen bei eleven ist seit Herbst 2012 von 308 auf 419 (Stand Februar 2015) angestiegen – ein durchschnittliches Wachstum um ein Drittel. Einzelne Organisationen haben ihre Standortanzahl im genannten Zeitraum verdoppelt (zum Beispiel Joblinge e.V.) oder sogar verdreifacht (Chancenwerk e.V.).

Bemerkenswert ist, dass die zunehmende Verbreitung der Organisationen im deutschsprachigen Raum über sehr unterschiedliche Modelle funktioniert. Das Portfolio reicht von der Gründung neuer Standorte durch die Dachorganisation (Joblinge e.V. – in diesem Fall Standorte + Filialen; Chancenwerk e.V., buddY E.V.) bis zum Aufbau ehrenamtlich agierender Vereine an neuen Orten, unterstützt durch die Dachorganisation, (ROCK YOUR LIFE! gGmbH). Auch die Entwicklung zum Social-Franchise-Modell (wellcome gGmbH) oder die eigenverantwortliche Einbindung externer Partner (Balu und Du e.V.) trägt zum Wachstum bei.

Die Anzahl der jährlich mit den Programmen unserer Organisationen erreichten Kinder, Jugendlichen und Familien ist von Herbst 2012 bis Februar 2015 ebenfalls um ein Drittel angestiegen. Während im Jahr 2012 circa 8.120 Kinder, Jugendliche und Familien durch die eleven-Organisationen unmittelbar erreicht wurden, waren es in 2014 annähernd 11.110. Natürlich sind die Zahlen der Organisationen aufgrund unterschiedlicher Zähl- und Reporting-Methoden nur mit Einschränkungen vergleichbar.

Die Finanzierung von Wachstum zeigt sich – wenig überraschend – als allgemeines Problemfeld. Anders als im privatwirtschaftlichen Sektor oder bei regelfinanzierten Anbietern im sozialen Sektor führt Wachstum bei den auf der Praterinsel angesiedelten sozialen Innovatoren in der Regel nicht zu höheren Erlösen – sondern zu dauerhaft höheren Kosten. Ein heterogener Finanzierungsmix aus Stiftungsgeldern, Spenden und Eigenmitteln von Kooperationspartnern gehört zum Alltag. Die Förderung durch Unternehmen rückt für viele immer mehr in den Fokus, besonders für Skalierung und langfristige Implementierung. Ein riskantes Unterfangen, da im Gegenzug kein grundsätzlich höheres Engagement bei Unternehmen zu beobachten ist.

Öffentliche Fördermittel sind für einen Teil der Organisationen bei eleven (bisher) irrelevant, für andere hingegen ein wesentlicher Bestandteil der Finanzierungsstrategie. Die Zusammensetzung der Geldquellen kann sich sogar innerhalb einer Organisation von Standort zu Standort erheblich unterscheiden. Es ist unschwer auszumalen, wie groß der Akquiseaufwand vor Ort sein muss, um überhaupt handlungsfähig zu werden und zu bleiben.

Wachstum kann natürlich auch scheitern oder langsamer vorangehen als erwartet. Gründe sind hierfür Defizite im Wissensmanagement und in der Qualitätssicherung, ebenso wie Mangel an langfristig bindungswilligen Kooperationspartnern. Dazu gesellt sich, überraschenderweise, der Erfolg. Denn er ruft Copycats auf den Plan: Öffentlich bekannte Programme müssen sich immer häufiger gegenüber Plagiatoren abgrenzen.

Überstrahlt werden all diese Gründe von einer Gefahr, die nicht nur die weitere Expansion behindert, sondern die schiere Existenz der meisten auf der Praterinsel angesiedelten Organisationen bedroht. Es ist das Damoklesschwert für alle: das Ausbleiben finanzieller Förderung durch wohlwollende Gönner.

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